Trauer um Henning von Papen: Die Leichtathletik und der ASV Köln verlieren einen ihrer renommiertesten Trainer

Henning von Papen ist tot. Der ehemalige DLV-Bundestrainer und Laufcoach beim ASV Köln starb am Sonntagabend im Alter von 69 Jahren in seiner Heimatstadt Hürth bei Köln.

Er hatte noch so viel vor in der Leichtathletik: Für das nächste Frühjahr war wieder mal ein Höhentrainingslager in Flagstaff (US-Bundesstaat Arizona) mit vielen deutschen Läuferinnen und Läufern geplant. Gerade erst hatte sich Hindernisläuferin Lea Meyer seinem ASV Köln angeschlossen, die er im vergangenen Jahr zu Olympia in Tokio geführt hatte. Doch Henning von Papen ist am Sonntagabend verstorben. Der 69-Jährige erlag einem Krebsleiden.

Mit ihm verliert die deutsche Leichtathletik und der ASV Köln einen der engagiertesten, beliebtesten und erfolgreichsten Lauftrainer der vergangenen Jahrzehnte. „Henning von Papen war ein langjähriger Experte im Trainergeschäft, der 34 Jahre für den Deutschen Leichtathletik-Verband gearbeitet hat und bei vielen Athletinnen und Athleten sehr beliebt war. Anfang der 90er Jahre hat er mir bei meiner Trainerlaufbahn sehr geholfen und durch seine Erfahrung wichtige Impulse gesetzt. Sein Tod erfüllt uns mit großer Trauer. In Gedanken sind wir bei seiner Familie und seinen Angehörigen und Freunden“, sagt DLV-Vorstandsvorsitzender Idriss Gonschinska.

DLV-Präsident Jürgen Kessing erklärt: „Henning von Papen war ein Urgestein im Trainergeschäft der Leichtathletik, der auch während seiner Rentenzeit unserer Sportart weiter leidenschaftlich verbunden geblieben ist. Ich wünsche der Familie und den Angehörigen viel Kraft in einer schweren Zeit.“

Bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren hatte Henning von Papen 34 Jahre lang hauptamtlich als Bundestrainer für den Deutschen Leichtathletik-Verband gearbeitet. Daneben hat er immer starke Trainingsgruppen von Mittel- und Langstreckenläuferinnen und -läufern beim ASV Köln betreut.

ASV-Präsident Dr. Michael Vesper würdigt die großen Verdienste des Trainers: „Ich habe Henning von Papen in meiner Zeit beim DOSB kennen und schätzen gelernt und war sehr froh, dass er nach seiner Tätigkeit als DLV-Bundestrainer dem ASV seine Fachkenntnisse und Erfahrungen weiter ehrenamtlich zur Verfügung stellte. Sein Engagement war eine Werbung für die Leichtathletik, er hat viele Nachwuchssportlerinnen und -sportler in seinen Bann gezogen und ihre Leistungs-, aber auch Persönlichkeitsentwicklung aktiv gefördert. Wir verlieren mit ihm einen herausragenden Mitstreiter und vor allem einen wunderbaren Menschen, ein Vorbild. Alle ASVler werden Henning ein ehrendes Andenken bewahren.“

Der Kölner Traditionsverein im Stadtteil Müngersdorf war die sportliche Heimat von Henning von Papen, seitdem er 1974 zusammen mit der späteren WM-Zweiten Brigitte Kraus und ihrem gemeinsamen Trainer Lutz Müller vom TV Bensberg nach Köln-Müngersdorf gewechselt war. Zuletzt hatte er dort kommissarisch die Leitung der Leichtathletik-Abteilung übernommen und größere Umstrukturierungsmaßnahmen auf den Weg gebracht, um die Leichtathletik im ASV Köln wieder weiter nach vorn zu bringen.

Mit der Leichtathletik begonnen hat Henning von Papen sechs Jahre vor seinem Wechsel nach Köln beim TV Bensberg in Bergisch-Gladbach − zusammen mit dem 2021 verstorbenen Wolf-Dieter Poschmann, der große Langstreckenerfolge im Trikot des ASV Köln erzielte und später als Leichtathletik-Reporter im ZDF zur Legende wurde. Sein schnellstes eigenes Rennen gelang dem Mittelstreckler Henning von Papen 1979. Natürlich beim internationalen Sportfest seines ASV. Im Müngersdorfer Stadion, in direkter Nachbarschaft zur ASV-Vereinsanlage lief er die 1.500 Meter vor 30.000 Zuschauern in 3:39,3 Minuten.

Schon kurze Zeit später wechselte er von der Bahn auf den Trainerposten. 1980 zog es seinen Trainer Lutz Müller ins Scheichtum Katar. Henning von Papen übernahm beim ASV Köln dessen Job. Schon kurze Zeit später feierten zwei ASV-Läufer riesige internationale Erfolge: 1982 wurde Thomas Wessinghage in Athen Europameister über 1.500 Meter. Und bei den Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki lief Brigitte Kraus über 3.000 Meter zur Silbermedaille, nachdem sie in der Hallensaison des gleichen Jahres schon Europameisterin über 1.500 Meter war. Doch Henning von Papen übte sich immer in Zurückhaltung, wenn es darum ging, wer Trainer der beiden war. Brigitte Kraus wurde damals von Lutz Müller aus der Ferne betreut. Thomas Wessinghage hat seine Trainingspläne selbst geschrieben.

Aber natürlich war es Henning von Papen, der die beiden beim Training unterstützte und so seinen Anteil an ihren Erfolgen hatte. Seine bescheidene, ruhige Art, seine Gelassenheit, sein riesiges Fachwissen und sein nie versiegender Humor haben ihn seitdem bei vielen Generationen von Athletinnen und Athleten, aber auch bei Trainerkollegen und im Deutschen Leichtathletik-Verband größten Respekt und Sympathie eingebracht. Er war immer derjenige, der ruhig blieb und nach einer Lösung suchte, auch wenn zwischen Athleten, Trainern und Funktionären mal mit harten Bandagen gekämpft wurde.

Beim DLV angefangen hat Henning von Papen bereits 1983, als er nebenamtlich die Funktion des Blocktrainers für den Mittelstrecken-Nachwuchs übernahm. 1985 ging er hauptamtlich zum DLV und beerbte Paul Schmidt als Mittelstrecken-Bundestrainer der Männer. Später betreute er zeitweise auch die 5.000- und 10.000-Meter-Läufer, in den letzten Jahren die Mittel- und Langstrecklerinnen.

In Köln hat er bis zuletzt eine starke Gruppe von Mittel- und Langstreckenläuferinnen trainiert, zu der neben Lea Meyer auch Vera Coutellier und Anna Gehring gehören. Vera Coutellier hat 2021 mit der deutschen Mannschaft Silber bei der Cross-EM in Dublin gewonnen und sammelte im Sommer bei den Team-Europameisterschaften als Dritte über 3.000 Meter Punkte für die DLV-Mannschaft. Anna Gehring feierte ihre größten Erfolge 2016 als sie Vize-Europameisterin im Crosslauf der U23 war.

Die Arbeit an der Basis war immer fester Bestandteil des Trainerlebens von Henning von Papen. Dort hat er die Begeisterung der jungen Menschen gefunden, die ihn seinen Job immer hat lieben lassen – auch wenn er manchmal mit dem großen DLV gehadert hat. Wie sehr er für die Leichtathletik und besonders für seine Läuferinnen und Läufer im ASV gelebt hat, belegt auch, dass er in den letzten Wochen vor seinem Tod im Bewusstsein, nicht mehr zu seinen Athletinnen und Athleten zurückkehren zu können, alles dafür getan hat, eine Nachfolgelösung zu finden. Und die wird dafür sorgen, dass es für Athletinnen und Athleten beim ASV Köln in seinem Sinne weitergehen wird.

Autor: Christian Ermert

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